von Hans Jürgen Eichenberg, Heilpraktiker
Die Cranio-Sacral-Therapie (CST) wurde in den 30er Jahren von Dr. William Garner Sutherland, einem Schüler Dr. Andrew Taylor Stills, dem Begründer der Osteopathie, entwickelt. Gerade in den letzten beiden Jahrzehnten verbreitete sich diese Behandlungsweise dank dem amerikanischen Arzt Dr. John Upledger wesentlich. Durch seine wissenschaftlichen Arbeiten untermauerte und erweiterte er die Entdeckungen Sutherlands.
Das Wort Cranio-Sacral-Therapie heisst übersetzt eigentlich Schädel-Kreuz(bein)-Behandlung. Behandelt wird das Cranio-Sacral-System. Die Verbindung zwischen Schädel und Kreuzbein wird nicht nur über die Wirbelsäule, sondern auch über die Hirnhäute und die Rückenmarksflüssigkeit gebildet. Zudem besteht eine Wechselwirkung zwischen dem Cranio-Sacral-System und dem Zentralen-, sowie Peripheren Nervensystem und auch dem Muskel-, Gefäss-, Lymph-, Atmungs- und Hormonellen System. Dadurch ergibt sich für diese Therapie ein weites Indikationsspektrum, z.B. bei Beschwerden des Bewegungsapparates, der Sinnesorgane, neurologischen, hormonellen und psychosomatischen Erkrankungen, oder auch bei Entwicklungsstörungen von Kindern.
Wenn wir uns unseren knöchernen Schädel, der aus verschiedenen Knochen zusammengesetzt ist, vorstellen, haben die meisten von uns die Vorstellung einer unbeweglichen, festen Struktur. Sutherland entdeckte, dass zwischen den einzelnen Schädelknochen eine feine, subtile Beweglichkeit besteht. In einem bestimmten Rhythmus, nämlich 6-12 mal in der Minute „öffnet“ und „schliesst“, bzw. dehnt und zieht sich der Schädel zusammen. Diese Erscheinung führt man auf den Produktions- und Rückresorptionsmechanismus der Hirnflüssigkeit, dem sogen. Liquor cerebrospinalis, zurück. Damit vollzieht sich in diesem System eine gewisse Druckerhöhung und -senkung.
Die recht unelastische Harte Hirnhaut, Dura mater genannt, bildet quasi die Grenzmembran für das Cranio-Sacrale-System, Hirn und Rückenmark umhüllend. Sie ist an verschiedenen Stellen im Schädel, an Wirbeln und auch am Kreuzbein befestigt. Aus diesem Grunde pflanzt sich der Cranio-Sacral-Rhythmus über den ganzen Körper fort und ist mit geduldiger Übung überall zu erspüren.
Durch sanfte, ja subtile „Handarbeit“ kann der Therapeut Blockaden der craniosacralen Strukturen wahrnehmen und durch bestimmte Techniken auflösen. Dazu kann es sinnvoll sein, z.B. direkt am Schädel zu arbeiten, oder an Schädel und Kreuzbein gemeinsam, oder gar an weiter entfernten Orten, wie den Fersen. In der Regel verspürt der Behandelte spontan eine wohltuende Entspannung.
Die Cranio-Sacral-Therapie kann als alleinige Therapie durchgeführt werden. Zudem lässt sie sich gut mit der Akupunktur oder der Somatoemotionalen Therapie verbinden.
So sanft diese Therapie auch ist, so darf sie nicht angewendet werden bei einer akuten Blutung im Schädelinneren (z.B. Schlaganfall, Schädelverletzung, Aneurysma) und nicht bei einer sogenannten Hernienbildung an der Medulla oblongata.
Text: Hans Jürgen Eichenberg, www.eichenberg-med.de