von Matthias Eubel, Heilpraktiker
In den Jahren 1793 und 1824 entdeckten zwei britische Anatomen (1783 Monro, 1824 Kellie / Edinburgh, Schottland) die Verknöcherung des menschlichen Schädels bei der Leiche, d.h. die Auflösung der Nähte zwischen den einzelnen Schädelknochen. Aufgrund dieser Entdeckung hält die englischsprachige Medizinliteratur bis heute an dem Glauben fest, der menschliche Schädel verknöchere mit dem Ende des Wachstums (13. – 19. Lebensjahr) und sei im Erwachsenenalter ein festes und starres Gebilde. In der italienischsprachigen Medizinliteratur wurde diese Meinung schon lange revidiert.
Mittlerweile gibt es eine Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen, die eine minimale Beweglichkeit der einzelnen Schädelknochen beim Erwachsenen belegen. Mikroanatomische Untersuchungen der Schädelnähte (Suturen) bestätigen eine bindegewebige Unterbrechung des Knochengewebes. Angeregt durch die auffallende Anordnung der Schädelknochen begann in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts der amerikanische Osteopath (Osteopathie = Lehre vom Bau der Knochen) Dr. W. G. Sutherland seine Forschung am menschlichen Schädel. Er war überzeugt, die Anordnung der Nähte könne nur durch die Beweglichkeit der Schädelknochen einen Sinn ergeben. Mittels eines selbstkonstruierten Helmes, der die Schädelknochen bis zur Unbeweglichkeit fixierte, schlußfolgerte Sutherland aus den entstehenden Symptomen die Notwendigkeit der Schädelknochenbeweglichkeit. Dr. John E. Upledger setzte Sutherlands Arbeiten in den 50er und 60er Jahren fort. Er entdeckte die Rolle der Hirnhäute und des Bindegewebes in diesem System und entwickelte das therapeutische Konzept der „Cranio-Sacral-Therapie“ (Cranium = Schädel, Sacrum = Kreuzbein; Beschreibung des anatomischen Gebietes, in dem die Cranio-Sacral-Therapie wirkt).
Text: Matthias Eubel, www.m-eubel.de